KunstimEinsatz Wolfgang Jeske


	Sprung aus den Wolken 1990 Winsen/Aller every picture tells a story : Seine stille Premiere hatte der rote Punkt 1990 in einer Kiesgrube bei Winsen/Aller. Die drei Bahnen Stoff waren schnell zu einem Kreis zusammengenäht, umsäumt und mit Band versehen. Einfache Pflöcke gaben dem leuchtend roten Tuch Spannung und den nötigen Abstand vom Boden, damit der Wind damit spielen konnte.


	Komplementär 1992 Intervention im öffentlichen Raum anläßlich des Projektes PICKNICK AM WEGESRAND 1992 nach der literarischen Inspirationsgrundlage: SOLARIS von Stanislaw Lem every picture tells a story : Das Leineufer auf Höhe der Justus-Garten-Brücke in Hannover Linden-Nord gehört zu meinen persönlichen Inspirationsorten. Mit den Betonpfeilern mußte etwas geschehen und Kunstprojekte setzen bekanntlich Spielräume frei. Hier bot sich die, zugegeben illegale, Gelegenheit, das Unerwartete und für die Brückenbenutzer zunächst Unsichtbare umzusetzen. In aller Frühe ging ich mit einem Komplizen ans Werk. Die Kaseinfarben waren bereits angemischt und die Leiter stand bereit. Unter der Brücke konnten wir ungestört einen Pfeiler in Ultramarinblau und den anderen komplementär in Orange streichen: Diesseits-Jenseits und dazwischen der Fluß. Der Anstrich hält immer noch.


	Fingerprint 1995 Wolfgang Jeske und Rita Ameyo Sowu Togo, Westafrika Phosphatminen in Hahotoe bei Lomè every picture tells a story : Die Hitze machte Rita nichts aus, sie amüsierte sich über die Jovos, die Weißen, Sabine und mich, die in der Mittagssonne Togos Kunst in die rotbraune Savanne der Phosphatminen bringen wollten. Außer uns keine Menschenseele, bis auf einen offenen Laster voller Minenarbeiter, die laut gestikulierend an uns vorbeifuhren und eine Staubwolke hinter sich her zogen. Rita lieh mir ihren Strohhut und unterstützte unser Vorhaben mit gelassener Heiterkeit. Sie war unsere Verbündete vor der möglichen Willkür bewaffneter Schergen Ajademas, der Togo seit 40 Jahren in Diktatur hält. Mit Rita entstand ein transkontinentaler Fingerabdruck aus Holzkohle; wir legten ihre und meine Daumenlinien zu einem ca. 15 m langen Ornament auf die lehmige Erde. Danach suchten wir Schatten.


	Bildungspfeiler 1995 Rauminstallation im Rahmen der Lindener Kulturtage 1995 in der Stadtbibliothek Limmerstraße Hannover every picture tells a story : Die Stadtbibliothek Limmerstraße gehört zu meinen Anlaufstellen für Information und Recherche. Das freundliche Personal stellte für das Projekt einen wahren Berg von Büchern zur Verfügung. Der erste Versuch, sie ohne Stabilisierung in die Senkrechte zu bringen scheiterte kläglich. Schon auf halber Höhe neigte sich der Bücherturm bedrohlich – zu riskant für die Besucher einer öffentlichen Einrichtung. Ich spannte deshalb ein Stahlseil vom Boden bis zur Decke der Kinderbuchabteilung und schichtete das moderne Antiquariat nun mit Erfolg um das gespannte Lot aufwärts bis unter die Decke. Viele kleine und große Besucher verfolgten und kommentierten die Entstehung, aber keiner wagte es, eines der 500 verwendeten Bücher herauszuziehen.


	Ewige Gegenwart 1996 KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen / Thüringen every picture tells a story : Dieser Ort steht für Vernichtung durch Arbeit. Unter der Leitung des späteren Raumfahrtpioniers Wernher von Braun wurde hier die Produktion der V2 in den Stollen Nordhausens unter lebensverachtenden Bedingungen vorangetrieben. Angelika Wolf und ich zeigten Arbeiten gegen das Vergessen der NS-Verbrechen auf dem Gelände der Gedenkstätte und in einer historischen Fahrzeughalle. Unser Thema: Ewige Gegenwart. Dort fand auch dieVernissage statt, sie fiel auf meinen 37. Geburtstag. Der Historiker Olaf Mußmann führte in das Thema ein. Es folgte ein geladener Kunstprofessor. Er hatte gerade angefangen zu unseren Werken zu sprechen, als eine Besucherin ohnmächtig wurde und versorgt werden mußte. Der Zwischenfall hatte den Redner scheinbar betroffen und sprachlos gemacht. Er gab das Wort an uns Künstler weiter. Abends im Theaterkeller Nordhausen war er wieder ganz Redefluß.


	Golem 1997 Hannover temporäres Kunstobkjekt; Litfasssäule im Auftrag der DSR-Hannover every picture tells a story : Bei McDonalds stand sie, zwischen C&A und dem Steintor. Eine gleichmütige, runde Felsin in der hannöverschen City-Brandung. Für deren Ummantelung gab es für mich nur ein Material, das es mit Fastfood, rechten Winkeln, Stahl, Glas, Beton und Peepshows aufnehmen konnte: Lehm. Das Anrühren und Auftragen der teigigen Masse vor und mit Publikum entwickelte sich zu einer Art rituellen Reinigung, die den Ort des Geschehens wieder in seinen Urzustand zurückzuversetzen suchte. Die Transformation einer unbeachteten Werbesäule in den Golem, der mythischen Gestalt in Gustav Meyrinks gleichnamigen Roman. Ein unaussprechliches, assoziationsgeladenes Gebilde, das den Augenblick der Verwunderung zu erzeugen vermag..

Wolfgang

Jeske

	1990 -1997

	1998 - 1999

	2000 - 2006